ALLES WAS ZU VERSCHWINDEN DROHT, WIRD VERSCHWINDEN!
Die
Städtische
Galerie
im
Lenbachhaus
zeigt
eine
Themenausstellung:
Was
zu
verschwinden
droht,
wird
Bild
.
Mensch
–
Natur
–
Kunst
.
Im
Zentrum
steht
natürlich
die
Kritik
am
Umgang
des
Menschen
mit
der
Natur.
Wie
lange
dieses
Thema
noch
ausgeschöpft
werden
kann,
weiß
niemand,
jedenfalls
reiht
sich
diese
Schau
in
eine
endlose
Reihe
von
Ausstellungen,
die
uns
vor
Augen
führen,
wie
schlecht,
verschwenderisch
und
verantwortungs-
los,
geradezu
ausbeuterisch
der
Mensch
mit
der
Natur
und
seiner
Umwelt
umgeht.
Das
merkt
man
sogleich
an
den
einführenden
Texten
der
Ausstellung:
negative
Ausdrücke
dominieren
-
und
machen
sofort
ein
„schlechtes
Gewissen“.
Alles,
was
in
Bildern
festgehalten
wurde,
existiert
nicht
mehr
oder
nicht
mehr
in
der
dargestellten Form.
Wann
wird
die
Zeit
vorüber
sein,
dass
Ausstellungsbesuchern
indirekt
und
ganz
direkt
die
„Schuld“
vor
Augen
geführt
wird,
was,
wo
und
wie
schnell
zerstört
wird?
Wann
wird
die
Zeit
vorüber
sein,
bildende
Kunst
lediglich
als
erhobenen
Zeigefinger
zu
erleben?
Wann
wird
die
Zeit
wieder
kommen,
dass
Kunstmuseen
als
Ort
der
unbeeinflussten
Auseinandersetzung
mit
Kunst
fungieren
und
nicht
als
an
der
Hand
und
im
Geist
geführte
Schuldfrage
-
und
damit
der
Kunst
auch
wieder
ihre
Freiheit
gibt?
Wann
wird
die
Zeit
der
Ausstellungsflächen,
die
zur
Selbstgeißelung
einladen
und
zur
Selbstbestrafung,
für
die
man
auch
noch
Eintritt
zahlt,
vorüber
sein?
Wann
wird
die
Zeit
vorüber
sein,
dass
sich
Museen
nicht
als
Kunstvermittlung
sehen
sondern
als
Moral-
institutionen?
Hoffentlich
bald!
Bis
dahin
müssen
wirklich
sehenswerte
Werke,
Bilder,
Grafiken
erdulden,
dass
man
ihnen
etwas
andichtet.
In
Zeiten
des
Klimawandels
ist
das
Bewusstsein
dafür,
dass
sich
unsere
Umwelt
rasant
verän-
dert,
allgegenwärtig
geworden.
Deshalb
betrachten
wir
insbesondere
Werke
der
Landschaftskunst
heute
mit
anderen
Augen.
Diese
Deutung
ist
auf
jeden
Fall
vom
Künstler
intentioniert
:)
Das
Ziehen
der
Wolken
deutet
auf
Überflutungen
hin,
durch
Wind
bewegte
Bäume
auf
Sturmkatastrophen.
Wassergischt
am
Meer
auf
Überschwemmungen,
gelb-
rosa
-
rot
gefärbte
Wolken
auf
eine
alles
vernichtende
Feuersbrunst!
Die
Landschaft
ist
nicht
mehr
nur
ein
schöner
Anblick,
sondern
ein
bedrohtes
Ökosystem.
Die
Umwelt
ist
kein
Erholungsgebiet,
sondern
schädigend
und
gefährlich
-
wie
sie
schon
im
Mittelalter
wahrgenommen
wurde!
Die
Ausstellung
ist
um
derartige
Augenblicke
des
Erkennens
gebaut.
Wenn
ein
Bachlauf
als
Bachlauf
ausgedient
hat,
hat
dann
ein
Gebirgszug,
ein
Auwald,
der
Vogelzug
noch
natürliche
Daseinsberechtigung?
Oder:
Gehen
wir
in
ein
Museum
um
uns
bestätigt
zu
sehen,
dass
wir
den
Untergang
durch
unser
Verhalten
herbeiführen
und
nicht
mehr
abwenden
können?
Und
nicht
nur
für
uns
alles
zu
Ende
geht,
nein
-
wir
sind
selbstredend
als
Hüter
der
Moral
auch
für
alle
anderen verantwortlich - selbst in den entlegensten Gebieten dieser Erde.
Die ganze Verwerflichkeit, Anmaßung und Ausbeutung muss herausgestrichen werden!
Was
aber
meine
ich
mit
dem
Museum
als
Moralinstitution
-
in
diesem
sprachlichen
Kontext
von
Kuratoren
als
„Erkennen“
gebraucht?
Das
Bild
darüber
gibt
durch
den
Begleittext
Auskunft:
Im
Mittelgrund
des
Bildes
befindet
sich
eine
Villa.
Die
Menschen
auf
dem
Bootssteg
sind
ein
Zeichen
für
die
Vereinnahmung
des
Sees
durch
die
städtische
Gesellschaft.
Oh
je!
Und
es
soll
noch
schlimmer
kommen:
Im
Vordergrund
arbeiten
Fischer,
ein
Mädchen
hütet
Kühe
und
Schafe.
Das
ist
jetzt
aber
wirklich
der
Gipfel!
Menschen,
die
arbeiten
müssen
und
andere,
die
auf
Sommerfrische
und
Erholung
sind.
Das
ist
auch
heute
noch
unerträglich:
Leute,
die
auf
Urlaub
fahren
und
vielleicht
sogar
etwas
essen
gehen
wollen,
ein
Getränk
am
Abend
nehmen,
eine
Sehenswürdigkeit
besuchen,
eine
Bootsfahrt
machen
…
All
das
gehört
sorgfältigst
hinterfragt
und
es
darf
kein
moralischer
Stein
auf
dem
anderen
gelassen
werden.
Die
ganze
Verwerflichkeit,
Anmaßung
und
Ausbeutung
muss
-
wie
auf
dem
Bild
oben
klar
zu
sehen
ist
-
schonungslos
aufgedeckt
werden!
Hier
gibt
es
Schuldige,
Täter
und
Opfer!
Wenn
Sie
meinen, dass ich das Ganze zu drastisch sehe, muss ich fragen: ICH?
Warum
-
fragen
sich
die
Bilder
-
warum
werden
wir
so
behandelt?
Die
wunderbaren
Studien
von
Wolken
und
Natur
von
Johann
Georg
von
Dillis,
die
wunderbaren
fotografischen
Landschaften
von
Gabriele
Münter
verdienen
es,
künstlerisch
betrachtet
zu
werden.
Nicht
moralisierend
benutzt
zu
werden.
Johann
Sperl,
Jean
Bloé
Niestlé
mit
den
sensationellen
Darstellungen
von
Wasserpieper
und
Staren,
vertreten
auch
Lovis
Corinth
mit
gleich
mehreren
Werken,
aber
auch
zeitgenössische
Künstler
arbeiten
mit
Vergänglichem
und
mit
dem
Wissen
um
Vergänglichkeit.
Darin
trifft
sie
sich
mit
der
Idee
des
Museums,
das
an
Kunstwerken
festhält,
sie
sammelt
und
bewahren
wie
auch
vermitteln
will.
Vielleicht
sollte
man
den
Grund/Satz
nur
geringfügig
verändern:
Darin
trifft
sie
sich
mit
der
Idee
des
Museums,
das
an
Kunstwerken
festhält,
sie
sammelt
und
bewahren
wie
auch
präsentieren
will.
Damit
man
als
Besucher
im
Betrachten
ein
klein
wenig
Freude
verspürt
und
vielleicht
sogar
wiederkommt …
.
Max Joseph Wagenbauer, Ostufer des Starnberger Sees, 1813,
Leinwand, 135 cm x 165 cm
Credit: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Lovis Corinth, Frühstück in Max Halbes Garten, 1899, Leinwand, 75,8 cm x 100,8 cm
Credit: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Johann Georg von Dillis, Gespaltener, umgestürzter Baumstamm, 18./19. Jh.,
Papier, farbige Kreide, Deckfarbe, 15,9 cm x 24,1 cm,
Credit: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München,
Dauerleihgabe des Historischen Vereins von Oberbayern
Wassily Kandinsky, Kochel – Schlehdorf, Sommer 1902, Öl auf Leinwandkarton,
32,3 cm x 23,8 cm x 0,2 cm,
Credit: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele
Münter Stiftung 1957