der muerzpanther
AUCH ERWACHSENE KÖNNEN ERZÄHLUNGEN LAUSCHEN! Es   gibt   manches   immer   wieder   und   einiges   auf`s   Neue   in   einer   Millionenstadt   wie   München   zu   entdecken. Beispielsweise    eine   Ausstellung    in    der    altehrwürdigen    alten    Pinakothek .    Das    Gebäude    selbst    -    mit    dem bescheidenen Anspruch   bei   der   Errichtung   als   modernster   Museumsbau   des   19.   Jahrhunderts   zu   gelten   -   wurde 1836   eröffnet.   Im   zweiten   Weltkrieg   wurde   er   beschädigt   und   in   den   50er   Jahren   in   veränderter   Form   wieder- hergestellt.   Die   Basis   der   Sammlung   reicht   natürlich   viel   weiter   zurück:   Sie   beginnt   im   16.   Jahrhundert,   unter anderem mit der Darstellung von Albrecht Altdorfers berühmter Alexanderschlacht . Aus   der   selben   Zeit,   und   teilweise   auch   früher,   stammen   die   Bilder   einer   Ausstellung,   die   einfach   nur   glänzt. Um   es   auch   gleich   vorwegzunehmen:   Vergleichbares   habe   ich   in   dieser   Qualität   und   Quantität   nur   in   Italien gesehen.   Florenz,   Pisa,   Venedig,   Siena.   Was   man   Italien   zugute   hält,   aus   einem   unendlichen   Reservoir   an Darstellungen   aus   der   Renaissance   mit   Werken   einer   künstlerisch   unglaublichen   Ausdruckskraft   schöpfen   zu können,   ist   in   Grundzügen   auch   München   gelungen.   Natürlich   nicht   mit   den   italienischen   Meistern,   in   der   alten Pinakothek   werden   Werke   aus   den   Bereichen   der   Altdeutschen   und   Altniederländischen   sowie   der   Flämischen Malerei   des   16.   und   frühen   17.   Jahrhunderts   aus   dem   eigenen   Bestand   gezeigt.   Unter   dem   Titel   WIE   BILDER ERZÄHLEN   werden   die   reichen   Bestände   der   flämischen   Gemälde   des   16.   und   17.   Jahrhunderts   präsentiert,   die eine   Vielzahl   von   Themen   wiedergeben.   Dadurch   lässt   sich   auch   die   zunehmende   Ausdifferenzierung   der Gattungen    zwischen    Historie,    Genre    und    Landschaft    nachvollziehen:    Der    „Große    Blumenstrauß“,    aus    der Werkstatt   von   Jan   Brueghel   d.   Ä.,   über   das   „Schlaraffenland“   hin   zu   „Der   Bethlehemitische   Kindermord“   von Pieter Brueghel d.J. (nach Pieter Bruegel d. Ä.), 1597. Hier    möchte    ich    kurz    verweilen.    Ich    habe    in    Italien    Darstellungen    dieses   Themas    gesehen,    die    nur    mit „grausames   Gemetzel“   beschrieben   werden   können.   Eine   wahre   Orgie   an   Brutalität,   Blut   und   Verzweiflung. Nicht   so   bei   Breughel.   Ihm   gelingt   es,   die   Eindringlichkeit   der   Situation   durch   ein   Gefühl   von   Beklemmung hervorzurufen, die ohne ausuferndes Gemetzel auskommt.
NACH OBEN NACH OBEN
Wie   Bilder   erzählen:   Storytelling   von   Albrecht   Altdorfer   bis   Peter   Paul   Rubens.   Auch   das   „bis“   trägt   Namen: Bernhard   Strigel,   Hans   Schöpfer   d.   Ä.,   Jan   Sanders   van   Hemessen,   Hans   Wertinger,   Willem   Key,   Hans   Pleydenwurf oder   Martin   Schaffner.   Mit   diesen   nicht   ganz   geläufigen   Namen   ist   es   gelungen   eine   faszinierende   Ausstellung zusammenzustellen,   die   zeigt,   wie   die   Künstler   durch   Komposition,   Farbe   und   Detail   Geschichten   in   Bildern entwickeln   und   zum   Leben   erwecken,   um   dabei   Botschaften   zu   vermittelten.   So   wird   das   Bild   zum   Medium,   das kulturelle Hintergründe und soziale Aspekte transportiert. Der   absolute   Höhepunkt   der Ausstellung   findet   sich   in   den   gezeigten Altären   vom   Spätmittelalter   bis   zum   Beginn der   Reformation.   Eine   wichtige   Aufgabe   für   Künstler   und   ihre   Werkstätten   ist   im   späten   Mittelalter   und   der frühen   Neuzeit   die   Herstellung   von   Altaraufsätzen.   Der   Raum   versammelt   Altarretabel   aus   Deutschland   und   den Niederlanden   vom   späten   15.   bis   ins   16.   Jahrhundert   in   chronologischer   Abfolge.   Alle   hier   gezeigten   Altäre konnten   durch   Öffnen   und   Schließen   ihrer   Flügel   ihre   Gestalt   verändern   und   so   zu   verschiedenen   Anlässen   ganz unterschiedliche   Geschichten   erzählen.   Geschlossen   zeigten   sie   die   Außenseiten   der   Flügel.   Beim   Kaisheimer Altar   kann   man   dafür   den   geöffneten   und   den   geschlossenen   Zustand   gleichzeitig   erleben:   Schon   1715   wurden die Tafeln gespalten, um beide Flügelseiten nebeneinander präsentieren zu können. Die   kleinformatigen   Madonnenbilder   schließen   eine   unglaublich   sehenswerte   Sonderausstellung   ab.   Unter   ihnen befindet   sich   auch   das   2025   neu   erworbene   Gemälde   „Maria   als   Himmelskönigin“   von   Hans   Baldung   Grien.   Die Erzählweisen   werden   nochmals   in   den   Mittelpunkt   gerückt,   mit   unterschiedlichsten   Ergebnissen:   Maria   kann beispielsweise   ebenso   als   entrückte   und   distanzierte   Himmelskönigin   wie   als   liebvolle   Mutter   eines   Säuglings erscheinen,   beim   Jesuskind   reicht   das   Spektrum   der   Möglichkeiten   entsprechend   der   doppelten   Natur   Christi   vom ganz irdisch aufgefassten Säugling bis hin zum Weltenherrscher in Kindesgestalt. Eine   mehr   als   empfehlenswerte   Ausstellung   -   gerade   vor   Weihnachten,   um   dem   „Weihnachtswunder“   und   dem „Adventzauber“ zu entgehen. Lassen Sie sich einfach etwas erzählen … .
Auch   bei   Breughel   gibt   es   ein   Gezerre,   ein   Wehklagen,   pure   Verzweiflung.   Mord.   Bildrecht:   Bayerische   Staatsgemäldesammlungen   Alte   Pinakothek   München.   Aber   bei   Matteo   di   Giovanni   wird   der   Schmerz   spürbar,   die   Ausweglosigkeit   der   Mütter   bedrückend,   die ihre Kinder schützen wollen. Und auch die Brutalität der Schlächter … Coverseite: Joos van Cleve, Marientodaltar, die hll. Christina und Gudula mit Christina uns Sibilla Hackeney, 15 - 1523
Immer der Reihenfolge nach - von links oben: Stefan Lochner, Maria mit dem Jesuskind vor der Rasenbank, um 1440 Meister der Benediktbeurer-Kreuzigung, Kreuzigung Christi, um1455 Michael Pacher Kirchenväteraltar, Fluegelaussenseite: Der Teufel weist dem hl. Augustinus das Buch der Laster vor, um 1480 von links unten: Hans Holbein d. Ä., Kaisheimer Altar. Darbringung im Tempel, 1502 Hans   Baldung   Grien,   Maria   als   Himmelskönigin,   1516   -   1518   daneben:   Hans   Baldung   Grien,   allegorische   Frauengestalt   mit   Spiegel,   Schlange, Hirsch und Hindin, 1529 Meister der Pollinger Tafeln, Marienaltar, Anbetung der heiligen drei Könige, 1444 Alle Bildrechte:  Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek München
30 interaktive Fotokulissen und Illusionen auf 1.000 m² versprechen eine einmalige und kurzweilige Unterhaltung mit festgehaltenen Erinnerungen: Sei es beim Glühbirnenwechsel von der Decke aus im Königssaal, tolle Farbspiele mit Lichteffekten oder ihr wagt Euch auf die Slackline! Da ich Höhenangst habe, halte ich mir dabei lieber die Augen zu! Daraufhin ist mir gleich bei einem Backflip die Mütze weggeflogen … Fotocredits:  Magic Bavaria Erlebnismuseum, der MÜRZPANTHER