TRIESTINER VERSTEHEN SIE NICHT!
Die
Freude
wird
nicht
lange
währen,
Triest
zu
besuchen.
Kaum
eine
andere
Stadt
in
unmit-
telbarer
Nachbarschaft
zu
Österreich
erlebt
einen
derartigen
Boom.
Dieser
bringt
sprung-
haft
steigende
Zahlen
an
Touristen,
die
auf
Kurztrips,
Städtetrips
oder
noch
schlimmer
von
Kreuzfahrtschiffen
die
Stadt
regelrecht
überschwemmen.
Egal
welchen
Namen
Massen-
tourismus auch trägt.
„Das
andere
Triest“,
„Triest
wie
es
wirklich
ist“,
„Stadt
der
Winde“,
„Das
geheime
Triest“
oder
„Triest
für
Fortgeschrittene“
-
so
heißen
oder
könnten
Führer
heißen,
die
dem
institu-
tionalisierten
Städtereisenden
diese
italienische
Stadt
schmackhaft
machen
können.
Die
meisten
dieser
Schriftstücke
sind
ja
bereits
in
Erzählform
gehalten
und
preisen
immer
die-
selben
Dinge
an:
die
Stadt
des
Kaffees,
der
verfallende
Bahnhof,
die
Schriftsteller,
die
Bora
als
Geschäft,
das
neu
entstehende
Hafenviertel
um
die
alten
Verwaltungsgebäude
und
natürlich darf das einzige KZ auf italienischem Boden auch nicht fehlen.
Vielleicht
wird
die
Beschreibung
des
Diogenes
Verlages
zur
Herausgabe
von
Zenos
Gewissen
von
Italo
Svevo
zum
zutreffenden
Wesen
und
Charakteristikum
der
Stadt:
„
Seine
Frau
heiratete
er
nur,
weil
ihre
beiden
Schwestern
ihm
in
derselben
Nacht
einen
Korb
gegeben
haben.
Und
das
beste
daran:
Er
wird
glücklich
mit
ihr!“
Aber
selbstverständlich
ist
Triest
-
wie
übrigens
jede
andere
Stadt
-
nicht
auf
Weniges
reduzierbar,
nicht
auf
ein
paar
Tage
oder
gar
Stunden
des
Besuches.
Der
MÜRZPANTHER
hat
das
Glück
eine
Stadt
so
kennen
zu
lernen, wie sie ist.
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
Aber grundsätzlich genügt es schon mit einem Hund spazieren zu gehen.
Die Ausstellung „Ars botanica - giardini di carta“ im Schloss Miramare.
Triest
wird
wahrscheinlich
nicht
als
Kulturstadt
in
die
Kunst/Geschichte
eingehen,
Triest
ist
aber
mehr
als
eine
„urösterreichische“
Stadt.
Dieses
Bild
ist
übrigens
hauptsächlich
der
Baukultur
geschuldet,
die
Mentalität
der
Menschen
ist
italienisch.
Gerade
die
Verbindung
zu
dem
eigenen
Kulturkreis
weiter
nördlich
hält
den
Besucher
davon
ab,
das
angepriesene
Zentrum
zu
verlassen.
Die
Börse,
das
Amphitheater
oder
San
Giusto
brauchen
schon
die
Zeit,
die
der
Tourist
im
Schnitt
zur
Verfügung
hat.
Daneben
noch
ein
schneller
Kaffee,
um
erzählen zu können …
Das
Kennenlernen
einer
Stadt
ist
erst
über
den
Zeitfaktor
möglich,
über
den
Kontakt
und
die
Kommunikation
mit
den
Einheimischen.
Und
die
funktioniert
so
unproblematisch
wie
in
allen
anderen
italienischen
Städten.
Auch
wenn
man
sprachlich
nicht
allzu
versiert
ist,
erfährt
man
so
einiges
über
die
Familiengeschichte
einer
zufälligen
Bekanntschaft,
weil
man
dem
schon
in
die
Jahre
gekommenen
Signore
die
Türe
aufgehalten
hat
-
und
dann
im
Hausflur
durch
die
Gehbeeinträchtigung
zu
einem
10
minütigen
Plauscherl
über
die
Mama
aus
Kärnten
kommt.
Die
Mutter
des
Signore
wie
auch
meine!
Aber
grundsätzlich
genügt
es
schon
mit
einem
Hund,
einem
Dackel
beispielsweise,
spazieren
zu
gehen.
Man
schafft
die
Runde
um
einen
Häuserblock
sicherlich
nicht
unter
einer
Stunde
-
reine
Gehzeit:
4
Minuten
-
Passanten
bleiben
stehen
und
beginnen
ein
Gespräch,
die
zahlreichen
Lokale
verbunden
mit
engen
Gehsteigen
lassen
mit
den
Barbesuchern,
die
auch
im
Winter
bei
milden
Temperaturen
draußen
stehen,
kein
Schweigen
zu.
Und
dabei
ist
es
gar
nicht
so
wichtig
alles
zu
verstehen
oder
selbst
viel
zu
sagen,
die
Triestiner
sind
sehr
mitteilsam.
Die
Bemühungen
Ihr
Gegenüber
verstehen
zu
wollen,
können
Sie
auch
getrost
einstellen,
sprechen
die
Einheimischen
doch
nur
so
etwas
ähnliches
wie
italienisch:
nämlich
triestinisch.
Wenn
man
also
nach
einiger
Zeit
all
die
Sehenswürdigkeiten
als
gegeben
nimmt,
hat
man
Zeit
mitzuleben.
Das
Treiben
auf
den
Straßen
mitzumachen,
hin
und
wieder
Blumen
auf
der
barriera
vecchia
zu
besorgen
und
natürlich
ab
und
an,
sich
einen
Negroni
zu
gönnen.
Am
liebsten
tue
ich
das
in
einer
ganz
einfachen
Bar
weit
außerhalb
des
Zentrums,
die
vor
allem
von
den
Berufstätigen
der
Umgebung
besucht
wird:
Bauarbeiter,
Angestellte,
der
Eigen-
tümer
der
Trafik
von
nebenan.
Der
Charme
des
Lokals
erinnert
an
den
Titty
Twister
aus
dem
Film „From dusk till dawn“ - verraten wird die Adresse natürlich nicht!
Zum
Leben
dazu
gehört
natürlich
auch
selten
aber
doch
der
Besuch
einer
Ausstellung,
wobei
man
in
Triest
sicher
nicht
überfordert
wird.
So
gesehen
ist
die
Ausstellung
„Ars
botanica-
giardini
di
carta“
im
Schloss
Miramare
aufgrund
der
wenigen
aber
interessanten
Schau-
objekte
aus
der
hauseigenen
Bibliothek
eine
Mischung
aus
Ausflug
in
die
Umgebung
und
Museumsbesuch.
Der
Umfang
der
gezeigten
Objekte
-
ein
sehr
kleiner
Raum
mit
ca.
12
aufgeschlagenen
Büchern,
daneben
ein
Video
-
wird
eher
schwerlich
zur
Empfehlung.
Durch
die
Qualität
der
Darstellungen
aus
dem
frühen
19.
Jahrhundert
der
heimischen
und
exotischen
Pflanzen
kann
der
Gartenliebhaber
aber
jedenfalls
einen
Gewinn
ziehen.
Für
den
nicht
unbeträchtlichen
Eintrittspreis
hat
man
auch
die
Gelegenheit
das
Schloss
selbst
zu
besichtigen
-
bekanntlich
zwischen
1856
und
1860
für
Erzherzog
Ferdinand
Maximilian
von
Österreich, den Bruder Kaiser Franz Josephs I., errichtet.
Ein
Blick,
ein
Schloss.
Märchenhaft?
Nein.
Die
vielen
nachempfundenen
Stilrichtungen
haben
mich
immer
schon befremdet: allen voran die Neugotik!
Foto:
der MÜRZPANTHER
Die
Hundsrose
ist
ob
ihrer
Schlichtheit
immer
eine
Zierde
für
jeden
Garten.
Hier
zu
sehen
in
der
Ausstellung
auf
dem
Schloss.
Giardini
di
carta
,
was
so viel heißt wie Gärten aus Papier.
Foto:
der MÜRZPANTHER
Durch
die
Geschichte
ergeben
sich
Zusammenhänge,
die
einem
aufmerksamen
Besucher
in`s
Auge
stechen.
Zusammenhänge
zwischen
Neuberg
an
der
Mürz
und
Triest.
Der
Baumeister
beider
Bahnhöfe
trägt
den
selben
Namen:
Ritter
von
Flattich,
ein
deutsch
-
österreichischer
Architekt.
Aus
seiner
Hand
stammen
der
Hauptbahnhof
in
Graz
(1876-
1878,
im
2.
Weltkrieg
zerstört),
der
alte
Südbahnhof
in
Wien
(1867-
1870,
ebenfalls
zerstört)
oder
der
Haupt-
bahnhof
in
Triest
(1878),
der
heute
noch
in
Funktion
ist.
Der
Bahnhof
in
Neuberg
wurde
aus
Naturstein und mit seinen reich verzierten Holzfachgiebeln im Jahre 1879 errichtet.
Kaiser
Franz
Joseph
baute
zu
beiden
Orten
einen
Bezug
auf,
da
die
Jagd,
dort
der
Bruder.
Und
diese
Verbindung
kann
ebenfalls
im
Schloss
gesichtet
werden.
Die
Wände
der
Prunk-
stiege
zieren
Rüstungen,
Kriegsgerät
und
auch
Jagdtrophäen.
Ich
weiß
nicht,
ob
es
bekannt
ist,
dass
zwei
dieser
Trophäen,
zwei
Auerhähne,
aus
Neuberg
an
der
Mürz
stammen.
War
es
ein
Geschenk
des
Kaisers
an
den
Bruder?
War
Maximilian
selbst
einmal
in
Neuberg
auf
der
Jagd?
Ob
und
warum
durch
diesen
Fund
für
mich
nach
hundertfünfzig
Jahren
die
Beziehung
zu
beiden
Städten
stärker
wird,
weiß
ich
nicht
-
er
freut
aber
jedenfalls.
Mit
einem
Spazier-
gang
durch
die
Parkanlage
in
Richtung
Sistiana,
mit
Blick
auf
das
Meer
und
der
Gewissheit,
noch
viele
schöne
Stunden,
Tage
und
Wochen
zwischen
Alltag
hier
und
Alltag
dort
zu
verbringen,
schließe
ich
den
Tag
und
werfe
mich
wieder
in
das
italienische
Getümmel
der
Stadt.
Ist es bekannt, dass zwei Jagdtrophäen aus Neuberg die Wände von Miramare zieren?
Die
Überraschung
war
groß:
ein
Zeugnis
vom
23.
April
1861
aus
Neuberg
an
der
Mürz,
wie
dem
kleinen wappenförmigen Schild unter den Vögeln zu entnehmen ist.
Fotos:
der MÜRZPANTHER
Auch
der
Chefredakteur
kann
sich
dem
Zauber
des
Gartens
nicht
verschließen. Eine prachtvolle Anlage, ein prachtvoller Blick auf das Meer.
Foto:
der MÜRZPANTHER