der muerzpanther
SIE SIND IMMER NOCH DA! Es   gibt   in   der   Geschichte   des   Pop   keine   Gruppe,   die   mehr   Resonanz,   mehr   Erfolg   und   auch   mehr   Wieder- erkennungswert   besitzt   als   die   Beatles.   Wer   kann   nicht   im   Stehgreif   eine   Melodie   summen,   wer   erinnert   sich nicht   an   einige   Titel   der   Lieder,   wer   kann   nicht   über   die   Alben   erzählen,   die   zum   Schatz   der   Plattensammlung gehört   haben?   Das   legendäre   weiße   Album   der   späteren   Zeit   aus   dem   Jahre   1968   mit   Songs   wie   Helter   Skelter. Das   recht   einfältige   rote   Album   als   zusammengestelltes   Kompendium   zwischen   Love   me   do   und   Michelle   und mitten   drinnen   das   blaue   Album   mit   sensationellen   Titeln   späterer   Aufnahmen   wie      Sgt.   Pepper’s   Lonely   Hearts Club   Band   und   dem Album Abbey   Road. All   diese   Erinnerungen   werden   lebendig   in   der   laufenden Ausstellung All You   Need   Is   Love   -   Fotografien   der   Beatles   in   der   Galerie   WestLicht   in   der   Westbahnstraße   im   siebenten   Bezirk   in Wien. Bis 6. August 2023! Die   Ausstellung   ist   vor   allem   auch   darum   bemüht   den   Werdegang   der   Beatles   in   einen   Zusammenhang   mit   der Wichtigkeit   der   fotografischen   Dokumentation   zu   setzen.   „Ohne   die   Kraft   der   Bilder   wäre   das   Phänomen   Beatles in    dieser    Form    nicht    möglich    gewesen“ ,    sagt    WestLicht-Chef    Peter    Coeln.    „Die    Fotografie    war    für    die Beatlemania   ein   ebenso   wichtiger   Treibstoff   wie   die   Musik   selbst   und   hat   mit   dazu   beigetragen,   die   Welt   ein wenig bunter, lustvoller und auch gerechter zu machen.“ Nachdem   auch   der   MÜRZPANTHER   zu   jener   Generation   gehört,   die   die   Sprache   Englisch   lernen   wollte,   um   die Texte   dieser   Pop   Band   zu   verstehen,   hat   er   sich   nach   Wien   bequemt   und   die   Ausstellung   besucht.   Es   war   eine vorzügliche Zeitreise …
 NACH OBEN NACH OBEN
Das Interesse an den Beatles ist im jahre 2023 - mehr als fünfzig Jahre nach der Auflösung der Band nnoch immer ungebrochen. Diese Ausstellung zeigt, warum … Foto: der MÜRZPANTHER
Bereits   wenn   man   die   Galerie   Westlicht   betritt,   hat   man   das   Gefühl   eine   Zeitreise   anzutreten.   Zurückversetzt   in die   Anfänge   einer   ikonischen   Popformation   wird   man   sofort   mit   den   Zeugnissen   aus   den   ersten   Jahren   der Beatles   konfrontiert,   die   Deutschland   als   Pausenfüller   in   verschiedenen   Clubs   zeigt:   harte Arbeit   von   bis   zu   neun Stunden   und   wechselnde   Bandmitglieder   trugen   auch   maßgeblich   zur   Stilfindung   und   Ausrichtung   bei.   Dabei brillieren   zu   Beginn   der   Sechziger   Jahre   die   Fotografien   von   Astrid   Kirchherr,   die   noch   einen   sehr   privaten Ausdruck    haben    und    dadurch    wahrscheinlich    den    besten    Einblick    ermöglichen.   Anschließen    kann    an    diese Fotostimmung nur noch Max Scheler mit seinen Zeugnissen aus dem „Hard Day`s Night“ Jahr 1964. Die   darauffolgenden   Jahre   und   Fotografien   erregen   bereits   den   Eindruck,   Mittel   zu   sein.   Erstaunlich   ist,   dass   von den   Beatles   trotz   ihrer   Berühmtheit   so   wenige   private   Ansichten   überliefert   sind   -   oder   gerade   deswegen.   Zu ihrem   kometenhaften   Aufstieg   beigetragen   haben   nicht   zuletzt   jene   Fotografen,   die   alle   Facetten   und   jeden Moment   ihrer   nur   zehn   Jahre   dauernden   Bandgeschichte   festgehalten   haben.   Ihre   Fotos   wurden   milliardenfach auf   Plattenhüllen,   Zeitungscovern,   Postern,   Autogrammkarten   und   sogar   Kaugummibildchen   reproduziert   und prägten   bald   das   Weltbild   einer   ganzen   Generation.   Natürlich   sind   das   Zeitdokumente,   wie   sie   geschlossener kaum   präsentiert   werden   können   -   durchgehend   zehn   Jahre   an   Blödeleien,   Erschöpfungen,   Abgespanntheit   und Aufgelöstheit.   Aber   eben   immer   Arbeit.   In   diesem   Reigen   hängt   mitten   drin   ein   Bild   von   John   Lennon   und   Mick Jagger von den Stones. Der Ausdruck im Gesicht beider Musiker ist völlig leer. Was für ein Foto! Legendär   auch   ein   Fotofund,   der   erstmals   in   Wien   gezeigt   wird:   Die   wohl   wichtigste   Premiere   ist   die   Reportage des   Magazin-Fotografen   Peter   Brüchmann,   der   die   Band   ein   Jahr   danach   auf   der   Bravo-Blitz-Tournee   begleitet hat.    Seine    Bilder    von    kreischenden    Teenagerhorden    und    deutschen    Städten    im   Ausnahmezustand    lagerten jahrzehntelang   unbeachtet   in   Zigarrenkisten   unter   seinem   Bett   und   können   jetzt,   mehr   als   sechs   Jahre   nach seinem Tod, erstmals in einer umfassenden Ausstellung gezeigt werden.
Die   Jugendkultur   in   allen   Prägungen   von   den   Sechziger   Jahren   weg   gehen   auf   das   Konto   der   Beatles.   Mode, Frisuren,   Marketingstrategie   und   vieles   mehr   waren   Basis   für   den   Erfolg.   Aber   eben   auch   Fotografie   …      Mit   120 Bildern,   zahlreichen   Original-Magazinen   und   raren   LP-Covern   zeigt   die   Ausstellung   All   You   Need   Is   Love   wie   der bis   dahin   einmalige   Starkult   immer   wieder   aufs   Neue   befeuert   wurde.   Von   den   imagebildenden   Bandporträts über   hautnahe   Reportagen   bis   hin   zu   Richard   Avedons   psychedelischen   Pop-Art-Postern   zieht   sich   dabei   eine Botschaft   quer   durch   den   gesamten   Bilderkosmos:   Die   Band   und   ihre   Fotografen   haben   immer   wieder   mit   den damals   gültigen   Bildkonventionen   gebrochen   und   den   jugendlichen   Fans   damit   die   perfekte   Projektionsfläche geboten “,   sagt   WestLicht-Kurator   Fabian   Knierim.   Jugendkultur   als   Massenphänomen   wurde   mit   den   Beatles überhaupt erst erfunden. Daneben   spart   die   Ausstellung   nicht   mit   Raritäten   und   Bekanntem,   beispielhaft   stehen   dafür   die   Bilder   um   den Protest   gegen   die   Dreharbeiten   zum   Film   Help!   im   Jahre   1965   und   die   Beatles   selbst   in   Obertauern:   So   sieht   man auf   Transparenten   die   heimische   Bervölkerung   mit   der   Aufschrift:   Eunuchenchor “   -   das   finde   ich   bereits einfallsreich.   Besser   aber   ist   auf   jeden   Fall:   Verstärkung   für   den   Alpenzoo! “   Neben   Best   of   Beatles   Ikonen bietet   die   Schau   selbst   eingefleischten   Fans   zahlreiche   neue   An-   und   Einsichten.   So   sind   etwa   seltene   Outtakes aus   Iain   Macmillans   Shooting   für   das   legendäre   Abbey   Road   Cover   zu   sehen,   auf   dem   Verschwörungstheoretiker einst   einen   Doppelgänger   für   den   angeblich   ums   Leben   gekommen   Paul   McCartney   identifiziert   haben   wollten. Lustigerweise   hält   sich   bei   diesen   Schaustücken   eine   melancholische   Anwandlung   der   Vergangenheit,   deren Bilder   man   noch   mitgefühlt   und   mitgelebt   hat   und   eine   doch   stillbare   Neugier   die   Waage.   Emotionslos   wird   aus dieser Ausstellung aber niemand gehen, der vor 1990 geboren ist. Aber   um   es   nicht   allzu   schön   werden   zu   lassen,   muss   noch   eine   Kritik   her:   Die   Idee,   einen   Wurlitzer   mit bekannten,   aber   bei   weitem   nicht   allen   Musiktiteln   der   Beatles   zu   betreiben,   ist   grandios.   Kleinlich   nenne   ich nur,   von   den   Besuchern   pro   Titel!   1   Euro   zu   lukrieren   als   Einwurf   in   den   Musikkasten.   Man   könnte   jedem Interessierten ja einen Jeton zur Eintrittskarte mitgeben …
Max    Scheler:    George    Harrison    im    A    Hard    Day’s    Night-Zug, London 1964 Courtesy Max Scheler Estate © Max Scheler Estate – www.sz-photo.de