der muerzpanther
CRICETUS: CRITICALLY Erstmals   konnte   das   Tier   des   Jahres    2024   öffentlich,   also   online   gewählt   werden.   Der   Feldhamster   konnte   sich dabei   klar   gegen   den Alpensteinbock   und   den   Fischotter   durchsetzen.   In   der   Steiermark   wird   ihn   wahrscheinlich kaum   jemand   zu   Gesicht   bekommen,   einfach   weil   es   nicht   sein   Lebensraum   ist.   Bevorzugt   hält   er   sich   nämlich als   typischer   Steppenbewohner   in   trockenen   und   warmen   Gegenden   auf   und   bevorzugt   milde   Winter.   Das   sind dann eher nicht die Berge, sondern der östliche, pannonisch geprägte Landesteil Österreichs. Sein   natürliches   Habitat   sind   Wein-   oder   Obstgärten,   Feldraine,   Wiesen,   Böschungen   und   Feldwege,   er   muss aber,   aufgrund   zunehmender   Zerstörung   seines   natürlichen   Lebensraumes   durch   den   Siedlungs-   und   Straßenbau und   vor   allem   auch   durch   die   Intensivierung   der   Landwirtschaft,   zusehendes   in   urbane   Gebiete   ausweichen   und besiedelt dort beispielsweise Friedhöfe, Parkanlagen und andere Grünflächen. Der   europäische   Feldhamster   war   einst   weit   verbreitet   und   galt   in   manchen   Regionen   sogar   als   Plage,   die   es   zu beseitigen und bekämpfen galt. Heute ist der Feldhamster eine stark gefährdete Tierart.
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
 NACH OBEN NACH OBEN
Die   Körperlänge   des   Feldhamsters   beträgt   20   bis   27   cm,   die   Schwanzlänge   fünf   bis   sieben   cm   und   er   kann   200   bis 600   Gramm   schwer   werden.   Sie   leben   –   abgesehen   von   der   Paarungszeit   –   weitgehend   alleine,   sind   zumeist   däm- merungs-   und   nachtaktiv   und   halten   etwa   für   sechs   Monate   Winterschlaf.   Sie   sind   typische   R-   Strategen,   die   sich in   einer   Aktivitätsperiode   mehrmals   fortpflanzen   um   möglichst   viele   Nachkommen   zu   zeugen,   damit   wenigstens einige   davon   überleben,   während   K-Strategen   mehr   in   die   Konkurrenzfähigkeit   einiger   weniger   Nachkommen investieren. Sie erreichen ihre Geschlechtsreife bereits mit 2,5 Monaten. DIE FORTPFLANZUNG Die   Weibchen   sind   polyöstrisch   (Säugetiere,   die   mehrere   Sexualzyklen   pro   Jahr   durchlaufen)   und   können   daher auch   mehrmals   pro   Jahr   reproduzieren,   die   Männchen   sind   vom   Beginn   der   aktiven   Saison   im   März/April   bis Juli/August   paarungsbereit.   Obwohl   die   Tiere   normalerweise   als   Einzelgänger   leben   werden   die   Männchen   zur Paarungszeit   in   den   Streifgebieten   der   Weibchen   geduldet.   Die   oberirdische   Aktivität   der   männlichen   Hamster nimmt   zu   dieser   Hauptpaarungszeit,   in   der   die   meisten   Geschlechtspartner   zugänglich   sind,   zu.   Die   Kopulationen erfolgen   größtenteils   oberirdisch,   was   darauf   hinweisen   könnte,   dass   bereits   Junge   im   Bau   des   Weibchens   sind. Die    Trächtigkeit    des    Hamsterweibchens    dauert    zwischen    19    und    20    Tagen.    Ein    Weibchen    hat    pro    Saison normalerweise   1   bis   maximal   3   Würfe   mit   mit   zwischen   2   und   9   Jungen   pro   Wurf.   Die   maximale   Lebenserwartung männlicher   Feldhamster   in   einem   urbanen   Habitat   in   Wien   lag   laut   Studien   bei   2,2   Jahren,   die   der   weiblichen Tiere   bei   2,4   Jahren,   die   durchschnittliche   Lebenserwartung   lag   bei   Männchen   bei   11,5   Monaten,   bei   Weibchen bei 14 Monaten. DER LEBENSRAUM Auch   der   Feldhamster   ist   ein   Kulturfolger,   der   anfangs   von   der   Landwirtschaft   profitierte   -   Trockenlegungen schützten   die   Bauten   vor   Überschwemmung,   größere   Felder   erhöhten   das   Nahrungsangebot.   Lange   hatte   das nicht   Bestand,   denn   durch   die   moderne,   hocheffiziente Art   der   Ernte   leiden   sie   heute   unter   Nahrungsknappheit. Bewässerungen   setzen   zudem   vielerorts   die   Hamsterbaue   unter   Wasser.   Feldhamster   ernähren   sich   vorwiegend pflanzlich.   Es   wurde   jedoch   auch   schon   tierische   Kost,   wie   beispielsweise   Regenwürmer,   Schnecken,   sogar   Am- phibien,   Jungvögel   und   Kleinsäuger   in   ihrer   Nahrung   nachgewiesen. Aber      nicht   umsonst   hat   er   evolutionär   seine großen   Backentaschen   ausgebildet,   diese   sind   eine   Spezialisierung   für   das   Sammeln   von   Futter,   wie   Samen   und Knollen,   welche   dann   im   Bau   gehortet   werden   können.   natürlich   verändert   sich   die   Zusammensetzung   der Nahrung   mit   den   Jahreszeiten,   im   Mai   findet   man   eher   Kartoffeln,   grüne   Pflanzenteile   im   Juni   und   Juli,   im September zerriebene Getreidekörner und Lupine im Oktober. Ausgewogen nach Angebot. Lokal und saisonal.
DAS VERHALTEN Die   aktive   Phase   der   Feldhamster   ist   von   März/April   bzw.   Mai   bis   September/Oktober,   gelten   gemeinhin   als dämmerungsaktiv   und   weisen   einen   bimodalen   Aktivitätsrhythmus   auf,   der   zwei   Höhepunkte,   nämlich   einen morgens   und   einen   abends,   hat.   Dabei   bewegt   er   sich   üblicherweise   auf   allen   Vieren   fort.   Und   wie   jedes andere   Tier,   verteidigt   er   auch   mutig   sein   Leben:   Er   zeigt   ein   beeindruckendes   Drohverhalten,   wenn   ihm einmal   die   rechtzeitige   Flucht   in   seinen   Bau   nicht   mehr   gelingt.   Zunächst   stellt   er   sich   auf   die   Hinterbeine   und bläst   seine   Backentaschen   auf,   um   größer   zu   wirken.   Sehr   hilfreich   ist   hierbei   auch   seine   Fellfärbung:   Die schwarze   Bauchseite   ähnelt   einem   Raubtiermaul   und   seine   weißen   Pfoten   wirken   wie   "Reißzähne".   Zusätzlich versucht   er,   durch   Zähnefletschen,   lautes   Fauchen   und   Knurren   den   potenziellen   Feind   zu   erschrecken   und mitunter springt er seinen Gegner sogar an. DER WINTERSCHLAF Zuerst   gehen   die   adulten   Männchen   in   Winterschlaf,   gefolgt   von   den   adulten   Weibchen   und   zuletzt   die Jungtiere.   Feldhamster   sind   fakultative   Winterschläfer   -   sie   verlassen   sich   nicht   nur   auf   ihr   Depotfett,   sondern legen   auch   Vorräte   in   ihren   Bauen   an,   von   denen   sie   während   der   euthermen   Phasen   fressen.   Das Anlegen   von Futtervorräten   im   Bau   bietet   den   Hamstern   im   Winter   eine   zusätzliche   Energiequelle.   Während   des   Winter- schlafs   kommt   es   zu   einer   Herabsetzung   der   Körpertemperatur   auf   Werte   nahe   der   Umgebungstemperatur, dem   Torpor .   Die   Tiere   bleiben   nicht   während   der   gesamten   Hibernationsphase   (Winterschlaf)   im   Torpor, sondern   zeigen   periodische   eutherme   Phasen,   in   denen   sie   sich   für   einige   Stunden   oder   Tage   auf   Normal- temperatur   aufwärmen.   Der   Torpor   wird   alle   5-14   Tage   durch   eine Aufwachphase   unterbrochen.   Warum   sie   das machen   ist   wissenschaftlich   nicht   endgültig   geklärt.   Sicher   nicht   nur   wegen   der   Nahrungsaufnahme.   Eine Theorie   geht   von   physiologischen Aspekten   aus:   Es   dient   einer   Regeneration   des   gestörten   Gleichgewichts,   zum Beispiel    müssen    angehäufte    Stoffwechselendprodukte    wie    Harn    und    andere    giftige    Stoffe    ausgeschieden werden,   Nährstoffe   (wie   z.B.   Glucose)   sind   erschöpft   und   müssen   wieder   synthetisiert   werden   und   der   Wasser- verlust im Körper muss ausgeglichen werden. WIE HELFEN? Wie   dem   Feldhamster   für   die   Zukunft   geholfen   werden   kann,   ist   wiederum   nicht   überraschend:   Ausbreitungs- korridore,   Ackerraine,   unbefestigte   Feldwege   und   Brachen   sind   zu   erhalten   sowie   zu   schaffen.   Tiefpflügen sollte   in   Hamstergebieten   zum   Schutz   seiner   Baue   eingeschränkt   werden. Ackerrandstreifen   oder   Brachstreifen sollten   mit   Getreide   eingesät   werden,   das   stehen   bleiben   kann.   Auf   manchen   Äckern   könnten   gezielt   manche Streifen nicht abgeerntet werden, um für ausreichend Nahrung zu sorgen. Es wäre ja so einfach … Wissenschaftliche    Informationen:    Britta    Ketzer:    „Nahrungswahl    des    Europäischen    Feldhamsters    (Cricetus cricetus)   in   einem   urbanen   Lebensraum“,   Jacqueline   Musil:   Saisonale   Aktivität,   Reproduktion   und   Stress- belastung   weiblicher   Feldhamster   bei   unterschiedlichen   Populationsdichten   in   einem   urbanen   Lebensraum“ und    Michaela    Mikovits:    „Winterschlafmuster    von    Feldhamstern    bei    unlimitiertem    Vorratsangebot    und konstanter Umgebungstemperatur“.
Der Feldhamster gehört zu den Nagetieren, zur Familie der Muridae und der Unterfamilie Cricetinae, deren Umfang auf über 400 Arten geschätzt wird. In unseren Breiten kommt als einzige Art nur der Feldhamster vor.  Foto: pixabay
Das Erscheinungsbild kann verschiedene Farbvarianten aufweisen. Neben der bunten Normalfärbung findet man auch Abweichungen. Es gibt sehr helle, gelbbraune, rötliche und dunklere Farbvariationen und Scheckungen. Der Kopf hat eine stumpfe, kegelförmige Form und die häutigen Ohrmuscheln ragen aus dem Fell heraus. Die Augen sind schwarz. Sie gelten als farbenblind. Foto: Dominic Moser