DER STALL DER ZUKUNFT HEISST LABOR!
Das
Bevölkerungswachstum
der
Erde
ist
auf
jeden
Fall
bedenklich.
Im
Jahre
1804
gab
es
eine
Milliarde
Menschen.
Nach
124
Jahren
gab
es
bereits
doppelt
so
viele,
nach
nur
weiteren
50
Jahren
bereits
4
Milliarden.
Und
nochmals
wird
sich
die
Bevölkerung
in
50
Jahren
-
also
bis
2024
-
auf
8
Milliarden
Menschen
verdoppelt
haben.
Das
ist
richtig
beängstigend,
weil
die
Landwirtschaft
für
die
Ernährung
dieser
Überbevölkerung
durch
verschiedene Faktoren nicht Schritt halten wird können.
Die
Alternativen
zeichnen
sich
aber
bereits
ab:
Grazer
Forscherinnen
des
Austrian
Centre
of
Industrial
Biotechnology
und
des
Institutes
für
Molekulare
Biotechnologie
an
der
TU
Graz
forschen
an
einer
neuen,
umweltfreundlicheren
Fleisch-Alternative.
Diese
soll
die
traditionelle
Fleischproduktion,
insbesondere
die
Massentierhaltung
ersetzen,
die
zu
viel
der
immer
weniger
verfügbaren
Ressourcen
verbraucht,
zu
viel
Fläche
benötigt
und
Treibhausgase
verursacht.
Die
prognostizierten
Nebeneffekte:
95%
weniger
Platzbedarf,
eine
zehnfache
CO2-Einsparung
und
die
Vermeidung
von
Tierleid.
Über
die
klimarelevanten
und
ethischen
Vorteile
hat
der
MÜRZPANTHER
mit
MA
Martin
Walpot
vom
ACIB,
dem
Austrian
Centre of Industrial Biotechnology gesprochen.
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
„Die Muskelstammzellen werden in einem Bioreaktor gezüchtet.“
„Die Struktur ist – im Moment noch – ähnlich wie bei Faschiertem Fleisch.“
dMP: Als was betrachten Sie das von Ihnen mit neuen Methoden gewonnene Fleisch?
Martin Walpot: Kultiviertes Fleisch.
"Die
Technologie,
tierisches
Gewebe
im
Labor
herzustellen,
wurde
ursprünglich
von
der
angewandten
Medizinforschung
entwickelt
und
hat
bereits
in
der
Nahrungsmittelherstellung
Einzug
gehalten.
Wir
konzentrieren
uns
derzeit
auf
zwei
Anwendungen:
Einerseits
auf
die
Herstellung
alternativer
Fleischprodukte
und
andererseits
auf
die
Produktion
tierischer
Proteine
wie
die
wichtigen
Eisenträger
Myoglobin
und
Hämoglobin,
welche
ebenso
für
alternative
Fleischprodukte
benötigt
werden"
,
verrät
Viktorija
Vidimce-Risteski,
acib-
Mitarbeiterin.
Das
Verfahren
setzt
auf
die
Produktion
von
"echtem"
Fleisch
aus
winzigen
Fleischproben.
Das
natürliche
Gewebe
wird
in
einem
biologischen
Verfahren
vermehrt,
ohne
dass Tiere dafür leiden müssen.
dMP:
Können
Sie
das
„biologische“
Verfahren
erläutern,
mit
dem
aus
wenigen
Millimetern echtem Fleisch bis zu zwei Tonnen gewonnen werden können?
Martin
Walpot:
Die
Muskelstammzellen
werden
in
einem
Bioreaktor
in
einem
Wachstums-
medium
gezüchtet,
bis
sie
eine
gewisse
Masse
an
Fleisch
produziert
haben
und
dann
sozusagen
„geerntet“
bzw.
aus
diesem
Medium
herausgenommen.
Dann
liegt
rohes
Fleisch
vor, das wie herkömmliches bzw. konventionelles Fleisch gekocht werden kann.
dMP:
Welche
„Wachstumsfaktoren“
werden
für
die
Produktion
benötigt?
Nur
Hippo-
Pathway-Inhibitoren und Myokine?
Martin
Walpot:
Es
gibt
unterschiedliche
Medienzusammensetzungen.
In
dem
Medium,
das
das
acib
verwendet,
benutzen
wir
drei
Wachstumsfaktoren,
die
bereits
in
der
Wissenschaft
bekannt
sind
und
durch
Zugabe
von
Hippo-Pathway-Inhibitoren
und
Myokinen
erreichen
wir
ein kontinuierliches Wachstum des Kultivierten Fleisches.
dMP: Woraus werden diese gewonnen – werden sie im Labor hergestellt?
Martin
Walpot:
Unser
Ziel
ist
es,
dass
wir
keine
Produkte
tierischen
Ursprungs
haben,
daher
stellen wir sämtliche Komponenten in Hefe her.
"Aus
einer
wenige
Millimeter
großen
Probe
können
optimalerweise
bis
zu
2
Tonnen
Fleisch
gewonnen
werden"
berichtet
Aleksandra
Fuchs,
Wissenschaftlerin
am
Institut
für
Molekulare
Biotechnologie
an
der
Technischen
Universität
Graz,
Aleksandra
Fuchs.
"Mit
dem
biologischen
Verfahren
wird
das
natürliche
Wachstum
von
Fett-
und
Muskelzellen
nachgebildet.
Die
Zellen
wachsen
dann
zu
Muskelfasern
zusammen.
Um
jedoch
größere
Mengen
an
Fleisch
herstellen
zu
können,
benötigen
die
Muskelfasern
besondere
natürliche
Faktoren, um das richtige Wachstum anzuregen."
dMP: Wie lange dauert ihr Prozess für die „Fleischgewinnung“?
Martin
Walpot:
Theoretisch
zwischen
zwei
oder
drei
Wochen.
Das
kann
nur
geschätzt
werden, da Fleisch noch nicht in Produktion ist.
dMP:
Hefe
ersetzt
das
Rinderserum.
Welche
Komponenten
aus
dem
Rinderserum
werden in adäquater chemischer Form von der Hefe produziert?
Martin
Walpot:
Wir
können
die
Signalmoleküle
in
Hefe
herstellen,
also
jene
Komponenten,
die
das
Fleisch
zum
Wachstum
anregen.
Zucker
und
Aminosäuren,
die
ebenso
als
„Futter“
für die Zellen im Nährmedium sind, werden aus Pflanzen gewonnen werden.
dMP:
Können
Sie
auch
unterschiedliche
„Geschmacksrichtungen“
herstellen:
Schwein
oder Flugente?
Martin Walpot: Ja.
dMP:
Welche
Struktur
(Faserung,
Dichte,
Farbe)
hat
das
Fleisch
und
weist
es
Unterschiede zu gewachsenem auf? Kommen beispielsweise auch Färbemittel dazu?
Martin
Walpot:
Als
Färbemittel
werden
auch
in
Hefe
hergestellte
Myo-
und
Hämoglobine
hergestellt.
Diese
sind
aber
nicht
nur
„Färbemittel“
zu
sehen,
da
diese
nicht
nur
für
die
Farbe
zuständig
sind,
sondern
auch
für
den
Geschmack
–
so
wie
bei
echtem
Fleisch.
Die
Struktur ist – im Moment noch – ähnlich wie bei Faschiertem Fleisch.
dMP: Haben Sie bereits ein marktreifes Produkt?
Martin Walpot: Nein. Die Marktreife wird in zwei bis drei Jahren erfolgen.
dMP:
Welche
Struktur
(Faserung,
Dichte,
Farbe)
hat
das
Fleisch
und
weist
es
Unterschiede zu gewachsenem auf? Kommen beispielsweise auch Färbemittel dazu?
Martin
Walpot:
Als
Färbemittel
werden
auch
in
Hefe
hergestellte
Myo-
und
Hämoglobine
hergestellt.
Diese
sind
aber
nicht
nur
„Färbemittel“
zu
sehen,
da
diese
nicht
nur
für
die
Farbe
zuständig
sind,
sondern
auch
für
den
Geschmack
–
so
wie
bei
echtem
Fleisch.
Die
Struktur ist – im Moment noch – ähnlich wie bei Faschiertem Fleisch.
dMP: Haben Sie bereits ein marktreifes Produkt?
Martin Walpot: Nein. Die Marktreife wird in zwei bis drei Jahren erfolgen.
dMP:
Ich
sehe
eine
Skepsis
der
Öffentlichkeit
weniger
in
dem
„Neuen“
(Proteine
aus
Insektenlarven,
etc.
…)
als
in
der
Anschauung,
dass
Fleisch
im
Labor
hergestellt
wird
(also
gegen
die
Natur).
Fast
so
wie
ein
Medikament.
Da
kann
auch
eine
Zulassung
als
Novel
Food
nichts
daran
ändern.
Das
ist
aber
wahrscheinlich
nicht
Thema
von
Ihrer
Forschung und Wissenschaft – oder?
Martin
Walpot:
Es
ist
ein
Fehlglaube,
dass
z.B.
Fleisch
aus
der
Massentierhaltung
unter
„natürlichen“
Bedingungen
hergestellt
wird,
wenn
man
zum
Beispiel
die
Antibiotikabeigabe
etc. betrachtet.
Der
Gedanke,
dass
Fleisch
aus
dem
Labor
stammt,
mag
auf
den
ersten
Blick
natürlich
gewöhnungsbedürftig
sein.
Jedoch
ist
zu
beachten,
dass
Fleisch
aus
dem
Labor
gentechnikfrei
und
weniger
als
Medikament
zu
betrachten
ist,
da
wir
die
Natur
ab-
bzw.
nachbilden
und
replizieren
–
nur
wächst
das
Fleisch
eben
nicht
an
der
Rippe
der
Kuh,
sondern im Bioreaktor.
Nicht
zuletzt
braucht
man
für
Kultiviertes
Fleisch
bis
zu
75
Prozent
weniger
Platz,
sodass
für
die
Natur
bzw.
Wälder
als
Klimapuffer
mehr
Platz
und
Raum
zur
Verfügung
steht,
wenn
man
z.B.
einen
kleinen
Teil
des
bisherigen
Fleisches,
etwa
aus
klimaschädlicher
und
tierleid-
behafteter Massentierhaltung stammend, mit Kultiviertem Fleisch ersetzt.
dMP: Herzlichen Dank für das Interview!
„… nur wächst das Fleisch eben nicht an der Rippe der Kuh, sondern im Bioreaktor.“
In Zukunft wird es das Fleisch aus
dem Labor geben. Ob damit die
Probleme, die als Argument dafür
vorgebracht werden, gelöst
werden, wird sich erst weisen …
Foto: pixabay
Ein gewohntes Bild auf den steirischen Almen im
Sommer. Manch neugierige Nase ist da auch mit
dabei. Hat die Kuh als Fleischvieh ausgedient und
wird man solche Bilder zukünftig nur mehr in Stock
Fotos finden?
Foto: der MÜRZPANTHER
Echtes oder Kultiviertes Fleisch? Faschiertes
jedenfalls. Zwei bis drei Jahre bekommen wir in
den Supermarktregalen noch Fleisch von Tieren.
Und danach?
Foto: der MÜRZPANTHER